“Et Hätz schleiht em Veedel” – “unsere” gute Seele im Rosenmontagszug

+++ ein Beitrag von Karin Sehmsdorf, die eingeladen wurde, für Raderberg in der Gruppe der Ehrenamtler im Rosenmontagszug mitzugehen +++

 

Es war einfach großartig!

Dieses Jahr hatte ich die besondere Ehre für unser Veedel Raderberg im großen Rosenmontagsfestzug mitzugehen.

Getreu dem Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ hatte das Festkomitee des Kölner Karnevals eine Fußgruppe mit 86 Personen aus allen Kölner Stadtteilen ins Leben gerufen, die am Rosenmontag als „gute Seelen des Veedels“ im Festzug mitgehen durften, also Menschen, die sich in ihrem Veedel in besonderer Weise engagiert haben.

Für mich war es ein absolut beeindruckendes, wunderbares Erlebnis durch die Torburg zu gehen und auf der anderen Seite von begeisterten Jecken empfangen zu werden. Ich bekomme jetzt immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an dieses einzigartige Gefühl denke, fast als würde man von den großartig Kostümierten gefeiert wie ein König. Und man bekommt vor lauter Glücksgefühl das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, was alle Fotos beweisen.

Das Beste war eindeutig der Weg durch die Severinstraße! Dort standen die Jecken dicht gedrängt und riefen laut nach Kamelle. In dem bunten Treiben jemanden zu finden ist fast nur möglich, wenn sich einem der Freund quasi in den Weg stellt. Zum Glück habe ich meinen Sohn und meine Schwiegertochter, die mit ihren Freunden ganz am Anfang der Severinstraße standen, sofort entdeckt und konnte die ersten Bützjer verteilen. Man macht sich keine Vorstellung wie viele Menschen da stehen und jubelnd die Hände ausstrecken.

Die meisten Jecken haben sich bedankt, besonders, wenn man die Süßigkeiten direkt in die Hände gab. Wenn es einmal zum Stillstand kam, hat die ganze Gruppe zur Musik der Kapelle hinter uns geschunkelt. Es herrschte ein unwahrscheinlicher Zusammenhalt zwischen uns Teilnehmern und man half sich gegenseitig, wenn z.B. einem der Büggel riss und die Kamelle auf der Straße landeten. Dann waren da sofort eifrige Hände, die beim Einsammeln halfen.

Überall an den Tribünen wurde unsere Gruppe auf das Herzlichste mit Kölle Alaaf begrüßt und unser ehrenamtliches Engagement wurde hervor gehoben. Leider habe ich es vor lauter Begeisterung und Kamelle-Verteilen verpasst am Dom ein Selfie mit dem Handy zu machen. Dafür konnte ich den Zoch bis zum Ende genießen ohne meine Arthrose im Knie zu spüren (enorme Ausschüttung von Adrenalin) und so unser Veedel Raderberg aufs Beste präsentieren. Jeder, der mein Schild auf dem Zylinder „Raderberg“ lesen konnte und mir zurief bekam selbstverständlich eine besonders große Portion Kamelle.

Der allerschönste Moment aber war, als sich die Gruppe der „Veedels-Helden“ am Zugende in der Mohrenstraße unter dem Wagen von Zugleiter Holger Kirsch versammelte und ihm dankend zujubelte. Da rannen dem Zugleiter vor Rührung und Erleichterung, dass alles gut geklappt hatte, Freudentränen über die Wangen; das hat mich ungemein berührt.

Nachblickend war diese Teilnahme am Rosenmontagsfestzug ein überwältigendes Erlebnis für mich, an das ich immer glücklich zurück erinnern werde und ich bin demjenigen, der mich als „gute Seele des Veedels“ vorgeschlagen hat unendlich dankbar, dass ich den Zauber des Rosenmontagsfestzuges aus dieser Perspektive erleben durfte.