Der Stadtanzeiger über die Lebensmittelausgabe am Kloster

von Susanne Wächter:

Selten bitten die Benediktinerinnen vom Kloster an der Brühler Straße in Raderberg um Hilfe. Doch für ihre Essenausgabe an Bedürftige benötigen die Schwestern jetzt Unterstützung. Sie haben sich bei der PSD-Genossenschaftsbank für den Vereinspreis beworben, denn sie brauchen dringend finanzielle Unterstützung. Noch bis zum 5. Oktober läuft die Abstimmung, an der sich jeder beteiligen kann.

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Schwester Franziska vom Kloster Raderberg Foto: Bürgerverein Raderberg und -thal

Draußen auf dem Gehweg, direkt an der viel frequentierten Brühler Straße, sind Markierungen auf dem Boden aufgeklebt. „Die sollen helfen, die Abstände zwischen den Wartenden einzuhalten“, sagt Schwester Franziska, 42, die sich seit ihrem Eintritt in den Orden der Benediktinerinnen vor acht Jahren, um die Essenausgabe an Bedürftige kümmert. Die Hilfe, die die Schwestern für alle leisten, die sie nötig haben, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Vor ihrem Eintritt war Schwester Franziska selbst von Hartz IV abhängig und nutzte ein ähnliches Angebot an St. Aposteln.

Ihr ist es wichtig, dass die Menschen, die jeden Dienstagmorgen um 9.15 Uhr am Kloster anstehen, mehr Privatsphäre haben, nicht so auf dem Präsentierteller stehen. „Es ist ihnen eh schon peinlich, Lebensmittel bei uns abholen zu müssen, weil ihr Geld nicht für Einkäufe ausreicht. Das ist beschämend.”

Bedürftige Menschen in Raderberg vor neugierigen Blicken schützen

Die Räumlichkeiten, in denen die Essenausgabe bisher untergebracht war, entsprechen nicht den Corona-Bestimmungen. Es ist nicht genügend Platz vorhanden, um die nötigen Abstände gewährleistet zu können. Die neugierigen Blicke der Passanten sind das eine, die kälteren

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Schwester Franziska von den Benediktinerinnen Raderberg hat einen Plan: Die alten Ställe auf dem Hof des Klosters sollen für die Essensausgabe umgebaut werden. Foto: Susanne Wächter

Temperaturen das andere. Gerne würden die Schwestern umbauen. Schwester Franziska hat auch schon einen konkreten Plan: Die alten Ställe, wo einst Schweine und Kühe untergebracht waren, möchte sie für die Ausgabe herrichten. Aber ein Umbau kostet Geld und ist nicht von heute auf morgen zu realisieren. In der Zwischenzeit wollen die Schwestern deshalb zwei große Pavillons aufstellen, um die Essenausgabe geschützt und diskret realisieren zu können.

„Ich hoffe, dass die Menschen dann wieder auf unserem Hof warten dürfen. Es wäre natürlich klasse, wenn wir einen der oberen Plätze bei der PSD-Ausschreibung gewinnen und eine finanzielle Spritze für den Kauf der Pavillons erhalten”, sagt Schwester Franziska.

Zahl der Bedürftigen ist durch Corona auf bis zu 70 gestiegen

„Im Schnitt nehmen etwa 55 Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedenster Herkunft unser Angebot an. Viele Familien sind darunter“, sagt die Nonne und fügt an, “seit Ausbruch der Corona-Pandemie sei die Zahl der Hilfsbedürftigen gestiegen. Wir hatten auch schon mehr als 70 Menschen hier an der Essenausgabe.“ Nicht alle kommen aus der unmittelbaren Nachbarschaft, denn im Kölner Süden gibt es nicht so viele Lebensmittelverteilstellen. “Auch Bedürftige aus Rodenkirchen suchen uns auf. Abgelehnt wird niemand.” Die Lebensmittel, die montags von der Tafel und von Foodsharing angeliefert werden, müssen für die Verteilung am nächsten Tag aufgrund der Corona-Hygieneregeln in Tüten verpackt werden. „Wir schauen, dass wir jeden ausgewogen mit frischem Gemüse, Obst und Brot versorgen“, sagt die Nonne.

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An einem Seiteneingang des Kloster Raderberg findet die Essenausgabe zurzeit jeden Dienstag statt. Die Wartenden müssen solange auf dem Gehweg stehen. Ein unbefriedigender Zustand für Schwester Franziska. Foto: Susanne Wächter

Schwester Franziska organisiert die Tafel nicht allein. Wenn sie verhindert ist, hilft ihr Schwester Cornelia und auch zwei Nachbarn aus dem Ort unterstützen die Nonnen bei ihrer wöchentlichen Arbeit. Und der Bürgerverein Raderberg- und thal hilft, wo er kann. So hat er über die Sozialen Medien auf die Aktion aufmerksam gemacht und würde auch beim Umbau der Ställe helfen.

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Kölner Stadtanzeiger (Online-Ausgabe) vom 01.10.2020