Wann Kölns größtes Bauprojekt, die Parkstadt Süd, realisiert wird, ist noch offen. Aber seit dem 22. September 2022 gibt es zumindest einen kleinen Teil des Gesamtprojekts zu bewundern: Den Pionierpark.
Kurios: Das ist ein Park auf Zeit. Su jet jitt nur in Kölle!
Die Parkstadt Süd – Fertigstellung 2037?
Auf dem Gelände des heutigen Großmarkts und den angrenzenden Flächen des „Inneren Grüngürtels“ wird die Parkstadt Süd entstehen. Ein Städtebauprojekt der Superlative:
- Bebaut werden etwa 115 Hektar. Das entspricht der Fläche von etwa 150 Fußballplätzen.
- Geplant sind etwa 3.400 Wohneinheiten, dort werden etwa 7.700 Menschen wohnen.
- In dem Gebiet werden drei Kindertagesstätten, zwei Grundschulen und eine Gesamtschule entstehen.
- Die Stadt geht von 4.300 Arbeitsplätzen in der Parkstadt Süd aus.
Wann das Projekt realisiert wird, ist allerdings eher ungewiss: Die Laufzeit des Großmarkts wurde jüngst noch bis in das Jahr 2025 verlängert, vorgeschlagen wurde ein Umzug nach Marsdorf. Gegen diesen neuen Standort wehren sich die Markthändler mit Händen und Füßen.
Gleichzeitig müssen auch Verhandlungen im zwei Eigentümern, deren Immobilien dem geplanten Großprojekt im Weg stehen, abgeschlossen werden. Sollte es hier zu keiner Einigung kommen, „würde die Stadt zu gegebener Zeit andere Maßnahmen bis hin zur Enteignung prüfen“ – so die Stadt Köln. Starke Worte – allerdings können sich solche Verfahren ewig hinziehen.
Kein Wunder, dass die Verwaltung sich ungern auf einen Fertigstellungstermin festlegen will. Aktuell nennt die Stadt das Jahr 2037.
Ein Park als Interimslösung
Um aber schon heute einen ersten Eindruck zu geben, welche Potenziale das Gelände der Parkstadt Süd bietet, wurde auf etwa 40.000 Quadratmeter Fläche ein neuer Grünzug geschaffen. Dieser Park ist besonders, denn er ist nur auf Zeit angelegt. Kölns Umweltdezernent William Wolfgramm dazu: „Dieser Park ist ein Vorgriff, wie wir die Parkstadt Süd gestalten werden.“ Wir alle sollen einen Eindruck davon bekommen, welche Dimensionen die Parkstadt Süd irgendwann mal annehmen wird.
Die Idee stammte von Joachim Bauer, dem stellv. Amtsleiter des Grünflächenamts, und Baudezernent Markus Greitemann. „Warum sollte man so ein Gelände brach liegen lassen?“ fragten sich die beiden und so wurde die Idee des „Parks auf Zeit“ geboren.
Einsatz von Auszubildenden spart Kosten
Dank des Einsatzes von Auszubildenden des Grünflächenamts konnte der Park für 300.000 Euro realisiert werden. Und die Azubis sind glücklich, dass sie dieses Projekt umsetzen durften. „Man ist stolz, ein Teil des Projekts zu sein.“ so Sarah, eine Auszubildende der Stadt Köln. „Und man ist überwältigt, was daraus jetzt schon geworden ist.“. Am 22. September 2022 wurde der Park feierlich eingeweiht.
Fußballplatz ist angelegt, weitere Nutzungsmöglichkeiten gewünscht
Tatsächlich wurde die bisher unattraktive Fläche massiv bearbeitet: Wege und ein Fußballplatz wurden angelegt, 40 Bäume gepflanzt sowie eine Fläche für die unter Naturschutz stehende Zauneidechse eingezäunt. Der Planer des Geländes, Stephan Lenzen vom Landschaftsarchitekturbüro RMP, betont die große Dimension des Parks und weist darauf hin, dass durch diese Schneise auch Frischluft vom Rhein nach Raderberg geführt wird.
Trotzdem fehlt dem Park noch die Attraktivität. Der Eingang ist schwer zu finden und bei den Angeboten des Pionierparks ist noch Luft nach oben. Tobias wohnt unweit des Parks und regt an: „Etwas mehr Mühe bei der sportlichen Nutzung eines Parks würde ich mir wünschen.
Meiner Auffassung nach wäre eine Gitterwand hinter den Fußballtoren erforderlich, ausserdem Basketballkörbe und mindestens zwei Tischtennisplatten. Dann wird der Park auch genutzt.“
Unbekannte Altlasten
Unabhängig davon bleibt aber das Problem der Altlasten: Es wurden 20.000 Quadratmeter Vliesstoff auf dem Gelände ausgelegt, denn niemand kann genau sagen, welche Altlasten nach etwa 100jähriger Nutzung durch die Bahn noch in der Erde schlummern. Diese Sanierung findet erst zu einem späteren Zeitpunkt statt. So lange bleibt der Pionierpark ein Provisorium.
Aber das sind wir gewohnt! Wir leben in einer Stadt, die sich mit Provisorien bestens auskennt. So steht seit 1996 eine hässliche blaue Mülltüte namens „Musical Dome“ direkt am Rhein, an der Nord-Süd-Bahn bauen wir bereits seit 18 Jahren und auch der Dom wurde erst nach 632 Jahren Bauzeit fertig.
Deswegen: Auch der „Zwischenlösung“ Pionierpark ist in Köln bestimmt ein langes Leben sicher.
*** von Uli Kievernagel ***
Der Pionierpark befindet sich westlich des Großmarktgeländes, der Eingang ist Bischofsweg 48.
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