Ute Schmidt ist die Herausgeberin des Magazins Kölner Stadtteilliebe. Dieses Magazin stellt das zusammen, was in den Kölner Veedeln wichtig ist. Mit viel Engagement und Herzblut ist Ute bei jeder Veranstaltung dabei, um sich selbst einen unmittelbaren Eindruck zu verschaffen – und nicht von anderen abzuschreiben.
Der Netzwerkerin aus Leidenschaft ist stolze Kölnerin – dabei aber nicht unkritisch gegenüber den Entwicklungen in ihrer Heimatstadt. Aktuell legt sie den Finger in eine Wunde, welche auch uns als Bürgerverein stark beschäftigt: Wohin geht die Entwicklung unserer Veedel? Auch wenn Ute in ihrem Gastbeitrag RADERBERG und -THAL nicht namentlich nennt, betreffen ihre Sorgen uns alle.
Gastbeitrag von Ute Schmidt, Herausgeberin Kölner Stadtteilliebe
Vielen bin ich, Ute Schmidt bekannt, ich bin eine Netzwerkerin aus Leidenschaft. Ebenso bin ich stolze Kölnerin und empfinde eine ganz besondere Stadtteilliebe zu meinem Stadtgebiet am Rhein.
Gerade in schweren Zeiten heißt es zusammenrücken … Es geht uns alle an…
Im Moment bin ich sehr nachdenklich, denn die Aussagen der letzten Wochen, in und um mein geliebtes Stadtgebiet, beschäftigen mich doch sehr. Erst Zollstock, dann Rondorf und nun Rodenkirchen. Alle beschweren sich, was nicht mehr läuft, das geliebte Geschäfte geschlossen werden, Einkaufsstraßen an Glanz verlieren und Dienstleister über Wochen ausgebucht sind. Wenn ich dann sage, lass uns zusammenrücken, ziehen sich die gerade noch Gesprochenen schnell zurück.
Warum?
Ich habe darüber viel nachgedacht.
Auf der einen Seite sind da die Unternehmer*innen, die aufgrund der aktuellen Situation Angst vor weiterem Leerstand im Veedel haben, auch die vielen Mieterhöhungen seitens der Immobilienbesitzer und zunehmenden Nebenkosten und das vermehrte wegbleiben der Kunden macht ihnen Angst. Mal von Mitarbeitermangel ganz zu schweigen.
Auf der anderen Seite sind es die Anwohner/Kunden, die Sorge haben, dass sie das Handwerk bald Monate im Voraus buchen müssen. Auch beschäftigt sie, dass sich der Einzelhandel noch weiter ausdünnen wird und die Nahversorgung bzw. der Einzelhandelsmix darunter weiter leidet.
Wird Rodenkirchen demnächst die Macht am Rhein von vielen Kosmetikstudios, Maklerbüros, Bäckereien etc.?
Und ist Zollstock, Rondorf, Sürth bald vor dem Aus?
Ich möchte das nicht glauben.
Um dieses zu verhindern, sind „Alle“ gefragt.
Ich frage mich in letzten Tagen oft, warum erwarten viele immer nur von den Anderen?
Sind wir nicht alle daran beteiligt?
Sollten die Immobilienbesitzer nicht darauf bedacht sein, den Mietzins so zu gestalten, dass ein mittelständisches und inhabergeführtes Unternehmen die Mietfläche langfristig be- und erwirtschaften kann? Auch bin ich der Meinung, dass sie darauf achten sollten, dass der Mix erhalten bleibt und nicht immer den Mieter nehmen, der die höchste Miete bezahlt, egal welches Gewerk der Mieter betreibt. Ein Ortsteil braucht doch eine schöne Geschäftsstruktur, um attraktiv zu sein. Sind Vermieter dafür nicht mitverantwortlich? Nur wenn Unternehmen laufen, sind auch Ihre Einnahmen langfristig gesichert.
Wenn ich über den Handel und die Dienstleister nachdenke, sollten sie weiterhin ihre Stärken in den Fokus stellen, statt den Kopf in den Sand zu stecken. Ein zeitgemäßes Sortiment, ortsgleiche Öffnungszeiten und ein schön gestaltetes Ladenlokal sowie geschulte, kompetente und freundliche Mitarbeiter sind doch ihr klarer Vorteil. Ich frage mich oft, warum gehen Geschäftsleute mit diesem Alleinstellungsmerkmal und ihrem Fachwissen nicht mehr nach vorne? Denn nur so ist es doch gewährleistet, dass man über sie spricht und die Kundenbindungen erweitert. Sie sind doch viel mehr als das anonyme Internet. Selbst die vielen jüngeren Generationen und Familien, die wir weiß Gott in unserem Stadtbezirk haben, möchten sich mit den Einkaufsmöglichkeiten und den Unternehmen vor Ort auseinandersetzen. Viele ältere Kunden möchten das auch. Sie gehen gerne in den eigenen Ort und erkennen die Nähe als Vorteil. Sie möchten aber auch einen gewissen Service, wie einen Lieferdienst. Ist eine Kombination wirklich so schwer? Ich möchte es nicht glauben.
Sicher kommt jetzt der Gedanke an das böse Internet. Das Netz ist nicht mehr wegzudenken und viele Kunden lesen sich dort ein. Das bedeutet aber doch, dass sich jeder Unternehmer*inen über eine Online-Präsenz Gedanken machen muss. Ist das Unternehmen gut aufgestellt, hat man einen gesunden Mix zwischen der eigenen Internetseite und den sozialen Medien und somit für eine gute Auffindbarkeit gesorgt und eine weitere Werbeplattform genutzt? Das große Internet bietet so viele Möglichkeiten, wenn man es einbindet. Und nun kommt natürlich mein Gewerk: Die Medien. Sind die Unternehmen dort regelmäßig vertreten? Zeigen Sie sich über Ihren Stadtteil hinweg? Ich bin der Meinung, wir alle brauchen die Medien, um zu zeigen, was wir alles bieten und wie schön unsere Orte sind. Doch dafür brauchen wir auch finanzielle Partner. Zusammen können wir die Kunden ermutigen, Wirtschaftskraft im Veedel zu lassen. Zusammen können wir es schaffen, die unterschiedlichsten Unternehmen zu zeigen. Durch die verschiedenen Medien können wir gemeinsam die Attraktivität unserer Ortsteile stärken, Kunden anziehen und die Lebensqualität erhalten. Ich glaube an uns.
Bezüglich meiner “Kölner Stadtteilliebe“ erhalte ich viel Lob, wie toll doch das Magazin sei und wie informativ die Kölner Stadtteilliebe im Netz ist. Ich erhalte viel Lob für den Einsatz für den Ort und das ich das lebe, was ich sage. Wenn ich dann sage, es ist nicht mein Magazin bzw. Format, es ist unser Magazin, schaut man mich verwundert an und dann erkläre ich es. Nur durch Kollektive und durch Medien hat man die Möglichkeit bekannt zu werden, ich verbinde meine Erklärung dann mit einem Theaterstück. Wenn man nur hinter dem Vorhang spielt, kann keiner wissen, wie gute das Geleistete ist. Erst dann, wenn der Vorhang aufgeht, hat das Publikum die Möglichkeit es zu sehen und darüber zu sprechen, erst dann ist es erfolgreich. Nur wenn man sich zeigt, können Kunden erfahren, was alles geboten wird und dafür brauchen wir die Medien, Gespräche und Empfehlungen. Wenn ich dann noch sage, ich tue es auch aus Bürgerpflicht und ich tue es gerne, weil ich hier lebe und ich meine Lebensqualität erhalten möchte, sehe ich oft die Verwunderung in so manchem Gesicht.
Ja und dann komme ich mal zu uns, den potenziellen Kunden. Hier hilft kein Klagen, dass der Handel verschwindet, hier heißt es sich mit den Möglichkeiten vor Ort auseinandersetzen und sein Geld im Veedel zu lassen und dort einzukaufen, wo man lebt und am liebsten ist. Selbst wenn ein Artikel gerade nicht vorrätig sein sollte, bin ich davon überzeugt, dass man zeitnah Abhilfe schafft und den Bedarf des Kunden befriedigen kann. Hier muss man eben sprechen und nicht unverrichteter Dinge das Geschäft verlassen. Auch sollte man als Kunde über die vielen schönen Geschäfte kommunizieren. Es gibt so viele hochwertige Individualisten, klein und mit Herzblut. Und dann gibt es die vielen Fachunternehmen und Dienstleister. Viele Kompetenzen sind gleich vor der Haustür, man muss diese nur besuchen, damit sie bleiben. Und da sind wir da alle gefragt, denn wir sind alle auch irgendwann Kunden. Es sollte doch nicht so schwer sein, ein gemeinsames Pflichtbewusstsein zu entwickeln! Denn nur zusammen können wir erhalten, was wir lieben- unsere Veedel.
Ich bedanke mich, dass Sie meine doch so langen Zeilen bis jetzt gelesen haben. Und ich hoffe zu tiefst, dass es Sie nicht verärgert.
Wenn sich die Zeiten auch verändern, können wir manches halten und beschützen. Darum habe ich Ihnen geschrieben.
Ich verspreche ich werde nicht müde, die unersetzbare Mund-zu–Mund-Propaganda aufrecht zu erhalten und werde weiter meinen Beitrag dazu zu leisten.
Auch gebe ich die Hoffnung nicht auf und arbeite mit meinem kleinen Team weiter an der nächsten Frühlings- Ausgabe, um das zu verbreiten, was unser Veedel lebenswert macht. Das kann ich natürlich nur, wenn man mir dabei hilft. Nur wenn ich schöne Informationen bis zum 13.2 aus den Stadtteilen sowie finanzielle Unterstützung aus den Unternehmen erhalte, kann ich Stadtteilliebe sichtbar machen.
Und auch da sind wir alle gefragt, nur zusammen könne wir die Stadtteilliebe mit Leben füllen. Ich brauche Sie dafür.
Stadtteilliebe heißt gemeinsam und das im Leben und in meinem Format.
Ihre
Ute Schmidt
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